UX beginnt beim Lesen: Wie lesbare, barrierefreie Schriftarten mehr Menschen erreichen
16.06.2025
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Patrick Hupka
Lesbare, barrierefreie Schriftarten steigern deine Conversion. 5 Quick Wins für SaaS-Produkte + kostenlose Checkliste. Komm der BFSG-Pflicht 2025 zuvor!
Schrift ist überall.
Auf jedem Button. In jedem Tooltip. Im gesamten Onboarding. Und trotzdem ist Schrift oft der größte UX-Blindspot. Einmal ausgewählt – Haken dran, fertig.
Aber mal ehrlich: Was passiert, wenn deine Nutzer wichtige Texte nicht gut lesen können?
Sie springen ab.
Barrierefreie Schrift ist kein Design-Detail. Sie ist ein Conversion-Hebel.
Übrigens:
Seit Juni 2025 wird Barrierefreiheit durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für viele Unternehmen Pflicht. Wer auf lesbare Schriftarten setzt, ist vorbereitet statt gehetzt.
Für wen sind barrierefreie Schriften relevant?
Schon mal versucht, auf dem Handy bei direkter Sonne ein Formular auszufüllen?
Oder als Brillenträger eine Anleitung zu lesen – ohne Brille?
Willkommen im Alltag von Millionen Menschen.
Barrierefreiheit betrifft mehr Menschen als du denkst:
Menschen mit Sehschwäche
Menschen mit Dyslexie (ca. 5–10 % weltweit)
Menschen mit ADHS, Fatigue, Stress
Menschen mit Blendung oder schlechter Beleuchtung
Barrierefreiheit klingt nach Randgruppe.
Ist aber in Wahrheit: Mainstream-Usability.
Wenn die Inhalte deines Produkts oder deiner Website schwer lesbar sind, schließt du Menschen aus. Und zwar jede Menge.
Was sind barrierefreie Schriften? Die Grundlagen
Barrierefreie Schriften sind Schriftarten, die für alle Menschen gut lesbar sind – auch für Menschen mit Einschränkungen. Sie zeichnen sich durch klare Buchstabenformen, gute Unterscheidbarkeit und optimale Abstände aus.
Klingt einfach? Ist es auch. Aber dahinter steckt ein System.
Die 3 Dimensionen der Lesbarkeit

Legibility: Kann man die Buchstaben gut unterscheiden?
Stichwort: „1", „I", „l" – siehst du den Unterschied auf Anhieb?
Readability: Kann man den Text flüssig erfassen – ohne zu ermüden?
Hier geht's um Abstände, Zeilenhöhe und die Gesamtwirkung.
Likability: Sieht das angenehm aus?
Oder wirkt es wie eine Behörden-Website von 2003?
Diese drei Dimensionen hängen zusammen – und wirken direkt auf UX-Metriken: Conversion, Retention, Supportkosten.
5 Typografie Begriffe, die du kennen solltest
Keine Sorge, das wird kein Designkurs. Nur ein paar Basics, damit du mitreden kannst:

Font: Die konkrete Schriftart – z. B. Arial, Inter oder Roboto
Serifen: Das sind die "Füßchen" an den Buchstaben.
Punzen: Die Innenräume von Buchstaben („e“, „a“)
Kerning: Der Abstand zwischen zwei Zeichen
Zeilenabstand: Wie viel Luft zwischen zwei Textzeilen liegt
Warum Typografie in SaaS Tools oder digitalen Produkten wichtig ist
In digitalen Produkten spielt Text eine Schlüsselrolle..
Keine Texte = keine Orientierung. Keine Orientierung = keine Conversion.
Wo Schrift über Erfolg entscheidet
Ob deine Nutzer verstehen, was dein Produkt kann, entscheidet sich oft an drei Stellen:
Buttons
"Speichern", "Weiter" oder "Jetzt starten" – wenn das nicht sofort lesbar ist, zögern Nutzer. Zögern = Abbruch.
Tooltips
Diese kleinen Hilftexte sind oft der Unterschied zwischen "verstehe ich" und "ist mir zu kompliziert". Bei 12px Schriftgröße? Vergiss es.
Feature Kommunikation
Den Wert deines neuen Features schnell rüberbringen? – geht nur mit lesbarer Typografie.
Digitale Tools sind oft sehr text-lastig
Anders als bei Consumer-Apps geht es in B2B-Tools um Funktionen, nicht um schöne Bilder. Das heißt:
Dashboards voller Zahlen und Labels
Wenn die Schrift schlecht ist, werden wichtige Metriken übersehen.
Komplexe Workflows mit vielen Schritten
Jeder unlesbare Text kann den ganzen Flow killen.
Support-lastige Features
Schlecht lesbare FAQ = mehr Tickets = höhere Kosten.
Der unterschätzte Conversion-Killer
Selbst der beste Copytext bringt nichts, wenn er schlecht lesbar ist.
Du kannst die perfekte Headline haben – bei 13px und grauer Schrift auf weißem Grund scrollt trotzdem jeder weiter.
SaaS-Produkte sind oft schon komplex genug. Warum dann noch unnötige Hürden durch schlechte Typografie einbauen?
Bottom Line: In digitalen Produkten entscheidet Text über Verständnis. Verständnis über Nutzung. Nutzung über Conversion.
Kriterien für barrierefreie Schriftarten: Deine Praxis-Checkliste
Hier ist dein Express-Check für jede Schriftart. Dauert keine Minute:

Die 30-Sekunden-Checkliste
Der Verwechslungs-Test
Siehst du den Unterschied zwischen diesen Zeichen auf Anhieb?
1 (Eins), I (großes i), l (kleines L)
0 (Null) und O (großes o)
rn und m
Wenn ja: gut. Wenn nein: weg damit.
Der Oma-Test
Zeig deiner Oma (oder jemandem 65+) drei Sätze in 14px. Muss dafür dieBrille gesucht? Dann ist die Schrift durch. Liest sie flüssig? Jackpot.
Der Handy-bei-Sonne-Test
Geh raus. Stell dein Handy auf maximale Helligkeit. Kannst du wichtige Buttons und Texte noch lesen? Das ist der Reality-Check für 80% deiner Nutzer.
Die 5-Sekunden-Regel
Öffne eine Seite mit deiner Schrift. Zähl bis fünf. Ermüden deine Augen? Dann ermüden auch die deiner Nutzer.
Das No-Go-Trio: Schriften die du vermeiden solltest
❌ Comic Sans (sorry, musste sein)
❌ Papyrus (es ist 2025, nicht 1995)
❌ Jede Schrift mit "Handwritten" oder "Script" im Namen
Die Safe Bets: Schriften die immer gehen
✅ Inter, Roboto, Open Sans Bewährt, getestet, funktionieren einfach
✅ System-Fonts (Sie sind da, weil sie funktionieren)
Wenn du dir unsicher bist: Nimm Inter in 16px, line-height 1.5, Farbe #1a1a1a.
Damit machst du nichts falsch.
Tipp: Schriftsammlungen wie Google Fonts geben oft Hinweise zur Barrierefreiheit ihrer Fonts.
5 Quick Wins für BFSG-konforme Typografie
Du brauchst nicht gleich ein neues Design-System. Fang mit diesen 5 Dingen an:
1. Zoomfähigkeit
Stell sicher, dass Text bei 200% Zoom noch lesbar bleibt. Das ist WCAG-Standard und wird ab Juni 2025 kontrolliert.
Test: CMD/CTRL + zweimal Plus drücken. Funktioniert alles noch?
2. Kontrast
Minimum: 4.5:1 für normalen Text, 3:1 ab 24px nach WCAG 2.2 Standard
Quick-Check: Nutze Tools wie Contrast Checker oder direkt im Browser-DevTools.
3. Größe
Mindestens 14px für Fließtext und alle relevanten Infos
Besser 16px – das ist der neue Standard
Mobile-Besonderheiten:
iOS: Mindestens 16px um Auto-Zoom zu vermeiden
Android: Verwende sp-Einheiten statt px für Schriftgrößen
4. Fonts
Nimm im Zweifel Schriften, die sich bewährt haben: Inter, Roboto, Open Sans, oder System-Fonts.
Serif oder Sans-Serif? Im Web hat sich Sans-Serif durchgesetzt. Warum? Weil sie auf Bildschirmen besser skalieren und vertrauter wirken.
5. User-Test
Lass jemanden mit Leseschwäche oder 60+ dein Produkt ausprobieren. Das ist der beste Reality-Check, den du bekommen kannst.
Häufige Fragen zu barrierefreien Schriftarten
Welche Schriftgröße ist barrierefrei?
Minimum 14px für Fließtext, besser 16px. Für wichtige Buttons und Navigation niemals unter 14px gehen.
Warum 16px? Weil moderne Bildschirme hochauflösender werden, aber die Augen nicht besser. Plus: iOS zoomt automatisch bei Input Feldern unter 16px – das nervt.
BFSG-Tipp: Ab Juni 2025 werden 14px als Mindeststandard empfohlen. Wer auf 16px setzt, ist safe.
Welche Schriftarten sind am besten für Barrierefreiheit?

Quelle: https://www.barrierefreiheit.online/beitraege/barrierefreie-schriftarten#a376
Inter, Roboto, Noto Sans und Open Sans haben sich bewährt. Sie sind kostenlos, speziell für Bildschirme optimiert und haben klare Buchstabenformen.
System-Fonts sind als Default ideal: Sie sind schon da und funktionieren perfekt mit dem jeweiligen Betriebssystem.
Faustregel: Sans-Serif schlägt Serif im Web. Warum? Bessere Skalierung auf Bildschirmen und weniger "Rauschen" bei kleinen Größen.
Wie teste ich, ob meine Schrift barrierefrei ist?
Der 3-Minuten-Check:
Zoom auf 200% – funktioniert alles noch?
Kontrast prüfen – mindestens 4.5:1 für normalen Text, 3:1 ab 24px
Mit älteren Nutzern testen – können sie alles ohne Anstrengung lesen?
Schnelltest: Kannst du bei hellem Sonnenlicht auf dem Handy noch alle wichtigen Texte lesen? Wenn ja, bist du auf der sicheren Seite.
Muss ich für BFSG 2025 meine komplette Typografie ändern?
Nein, meist reichen kleine Anpassungen. Die meisten modernen Schriften sind schon barrierefrei – es geht mehr um Größe, Kontrast und Abstände.
Quick-Fix: Schriftgröße mindestens 14px, Kontrast prüfen, fertig. Das deckt den Großteil der BFSG-Anforderungen nach WCAG 2.2 ab.
Sind spezielle Schriftarten für Dyslexie wirklich besser?
Nein. Studien zeigen, dass spezielle Dyslexie-Fonts wie OpenDyslexic nicht besser abschneiden als gut gestaltete Standard-Schriften wie Arial oder Roboto.
Besser: Auf bewährte, klare Sans-Serif-Schriften setzen und die Größe/Abstände optimieren.
Fazit: Schrift ist kein Detail
Schrift wirkt. Immer.
Entweder für dich – oder gegen dich.
Du entscheidest das mit jeder Designentscheidung. Mit jedem Pixel Schriftgröße. Mit jedem Kontrast-Wert.
Barrierefreie Typografie kostet fast nichts – bringt aber viel:
Weniger Support-Anfragen zu "kann ich nicht lesen"
Bessere Conversion durch klarere Buttons
Zufriedenere Nutzer, die länger bleiben
BFSG-Compliance ab Juni 2025
UX beginnt nicht beim Klick. UX beginnt beim Lesen.
Dein nächster Schritt
Mach den Mini-Check:
Ist deine Schriftgröße skalierbar?
Passt der Kontrast nach WCAG 2.2?
Sind alle wichtigen Texte bei 200% Zoom gut lesbar?
Sieht man den Unterschied zwischen 1 (Eins), I (großes i), l (kleines L)
Wenn nicht alle Punkte stimmen – ist das hier dein Zeichen, jetzt zu handeln.
Die BFSG-Deadline rückt näher. Bußgelder bis 100.000€ sind kein Scherz.
Lass uns gemeinsam checken, ob dein Produkt ready ist.
Im gemeinsamen Termin schauen wir:
Welche Schriften barrierefrei sind
Wo Quick Wins möglich sind
Was unbedingt gemacht werden muss
✅ Unverbindlich & kostenlos
✅ Sofortige Handlungsempfehlungen
✅ BFSG-Compliance-Roadmap inklusive
Wer jetzt handelt, ist auf der sicheren Seite.

Patrick Hupka
Freelance UI/UX Designer mit 16+ Jahren Erfahrung. Ich gestalte intuitive, nutzerzentrierte digitale Produkte. Mein Ziel: Technologie mühelos nutzbar machen und echten Mehrwert schaffen.
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